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Auto-Rikscha – Tuk Tuk

Habe gerade einen Artikel über die Auto-Rikschas in Delhi im Focus gelesen.

Diese sind gelb-Grün, während die in Mumbai (Bombay) schwarz-gelb sind.

Diese “Tuk-Tuks” in Mumbai laufen mit 2 oder 4-Taktern. Gas (wie wohl häufiger in Delhi) habe ich nur bei Taxies/Taxen gesehen, bisher. Die können dann schon recht flott sein (von wegen Schrittgeschwindigkeit….), gibt aber riesige Unterschiede, je nachdem, wie gut es behandelt wurde.

Ob man diese Vehikel so ohne weiteres durch Kleinautos ersetzen kann, wie im Artikel vom Hersteller Bajaj geplant, bezweifele ich. Es ist naiv zu denken, dass etwas so Bewährtes ausgetauscht werden kann.

  • Tür? Bis auf den Monsun mit all dem Regen nur hinderlich, das werden außerhalb des Monsun abbauen! Ausserdem, mit Türen verliert der Fahrer die akustische Orientierung, die vor Kollisionen schützt.
  • Lenkrad ? Ich finde die Stabilität einer Lenkgurke besser und sicherer, und es mag dem Fahrer sogar handlicher/bequemer sein.
  • 4 Räder ? Mag zwar stabiler sein, aber 3-Punktkontakt zur Straße verhindert schwebende Reifen und ist auch wendiger. Das mal eben “Fuß raus und rückwärts Einparken” wird alles nicht mehr so ohne weiteres möglich sein.
  • Schaltung ? Zudem müssen bei Auto auch auf Auto-Gangschaltung umgestellt werden, sofern keine Automatik angeboten werden wird, und da könnte es auch Akzeptanzprobleme geben, denn wer Motorrad fahren kann, kann auch Rikscha fahren.

Letztendlich fügt sich der Inder aber (dann gezwungenen?) Vorgaben und wird sich mal wieder anpassen, mit dem Satz: “What todo..?..”

Wir haben übrigens schon ein paar mal Stunden im Rikscha verbracht (ich, Frau und Kind), durch die Nacht…..der typisch deutsche Denker würde das nicht aushalten vor lauter Besorgnisse….keinen Gurt, viele Lkws, Schlaglöcher, offene Seiten, Stoff-/Lederdach!

Mumbai ist einzigartig

Chandni hält sich aktuell in der Bollywood Metropole Mumbai auf. Es ist schön, wieder hier zu sein. Nicht nur des Wetters wegen (12-32 Grad), auch das Großstadt-Flair einer anderen Kultur (für mich – Chandni fühlt sich hier natürlich heimisch) ist immer wieder faszinierend zu spüren.

Den Indern lastet  man eigentlich zu unrecht Chaos und Schmutzigkeit an.

Was wir im Westen als Chaos ansehen, ist ein “Zurechtkommen” mit Bedingung, wie wir sie uns nicht wirklich vorstellen können in unserer von Luxus und Problemlosigkeit, sowie von Vergnügungssucht durchzogenen Lebensweise. Anstatt über jedes kleine und Detail zu argumentieren und sich zu beschweren, nimmt die Sache hier als gegeben hin und macht das Beste daraus. Das gilt in allen Bereichen.

Das Verkehrsproblem ist Mumbai’s größtes. Aber selbst wenn zu Stoßzeiten der Verkehr scheinbar steht, es geht noch vorwärts und das zwar mit viel Gehupe, aber mit einer Gelassenheit, die man sonst nicht kennt. Der Verkehr regelt sich auf eigene Art und Weise auf pragmatischem Level. Eine akustische und visuelle Abschätzung der anderen Fahrzeuge ist perfektioniert und kein Meter freie Straße vergeudet, weder von den all-gegenwärtigen Autorikschas, noch von privaten Kfz und Lkws.
Chaos ? Tue mich schwer damit, das als blankes Chaos zu bewerten, vor allem bei 17 Millionen eng zusammenlebenden Einwohnern!

Auch das Überschreiten der Straßen an Stellen, wo keine Ampeln sind, ist für den Geübten kein wirkliches Hindernis. Man schätzt ankommende Fahrzeuge und DEREN Ausweichmöglichkeiten ab, und dann tingelt man sich zwischen den fahrenden Fahrzeugen hindurch. NIEMAND will einen über den Haufen fahren (man bedenke den Papierkram!…auch muss man sich dann mit der recht hart durchgreifenden Polizei vor Ort auseinander setzen…).
Sofern man dann noch selbst für andere Ankommende “vorhersehbar” über die Straße schreitet, kann kaum noch was “schief laufen”.

…wir sahen ein Ausländisches Pärchen mindestens 3 Minuten am Straßenrand stehen, nicht wissend, was zu tun sei, während wir im Autorikscha auf einen Freund warteten.

Ich will nicht sagen, Mumbai hätte kein Müllproblem. Es so vielen Einwohnern (siehe oben) ist es eine schier unlösbare Aufgabe, dem produzierten Abfällen Herr zu werden. Lokale Müllhalden haben ihr Limit erreicht und bessere Lösungen müssen her. Ein lokaler Minister hat es sich persönlich zur Aufgabe gemacht, nach einer (besseren) Lösung zu suchen.
Unterdessen tut die Müllabfuhr weiterhin Tag ein und aus ihren Dienst und nachts gehen die “Cleaners” durch die Hauptstraßen, und sammeln den Müll zusammen, der dann noch in der selben Nacht abgeholt wird. Das sieht dann morgens recht angenehm aus!

Also: Ja, es gibt Mülltonnen, Müllabfuhr, tägliche Strandreinigung, morgendliche Straßenkehrung vor Jedermann Haus durch Hauseinwohner selbst.
Und für die ganz schlimmen Vorurteile: Strom, fließendes Wasser (auch über Wassertanks), öffentliche Transportmittel (Zug, Bus, Taxi und Rikschas) existieren ebenso, wie eine gründliche, tägliche Selbstreinigung (natürlich auch, aber eben  nicht NUR wegen der Luftverschmutzung). Warum müssen also von Unwissenden fortwährend Klischees unterstützt werden? Wer nie vor Ort war und wenn, dann nur im feinen Hotel unter kommt, sollte also entweder gut recherchieren, oder “Ruhe bewahren”.

Hier wird mit recht Wenigem gut ausgekommen, und trotz aller Misere haben die meisten Einwohner immer noch ein freundliches Lächeln übrig, vor allem, wenn wir mit den Kindern unterwegs sind. Kinder wäre ein weiteres Thema….aber vielleicht später.

Trotz des vielen Lärms von Verkehr (inklusive Flugzeugen in der Landeschneise hier) ist es dennoch sehr friedvoll. Ich kann also letztlich nachvollziehen, warum viele Musikbands nach Aufenthalten in Indien irgendwie verwandelt ( verzaubert?) sind.

Incredible India!